(TD-IHK): Der Anstieg der Frachtpreise, Produktions- und Lieferschwierigkeiten in China und die Nachfrage europäischer Käufer nach dem „CO2-Fußabdruck“ führen dazu, dass einige bekannte europäische Marken ankündigen, ihre Produktion in die Türkei verlagern zu wollen. Die polnische Bekleidungshauskette LPP hat sich bereits dahingehend geäußert, die Produktion aufgrund hoher Frachtpreise und Lieferverzögerungen zwischen Asien und Europa teilweise in nahe gelegene Märkte zu verlagern. Przemyslaw Lutkiewicz, CFO des Unternehmens, erklärte, bereits in Kontakt mit türkischen Bekleidungsherstellern zu stehen. Auch wenn die Produktion in Ostasien günstiger sei als in der Türkei, könnten Lieferrisiken reduziert werden. Auch das italienische Modeunternehmen Benetton möchte die Hälfte der Produktion bis Ende 2022 in nahe gelegene Märkte verlegen. Hierbei soll unter anderem die Produktion in der Türkei eine größere Rolle spielen.
Nicht nur im Textilsektor, sondern beispielsweise auch im Möbelsektor sind ähnliche Verlagerungen zu beobachten. Der schwedische Möbelriese IKEA hat angekündigt, neben der aktuellen Produktion in der Türkei auch Sessel, Sofas, Bücherregale, Kleider- und Küchenschränke in großen Stückzahlen in der Türkei fertigen zu lassen und über die Türkei zu exportieren. IKEA Turkey General Manager und CFO Kerim Nisel erklärte, dass IKEA aufgrund der gestiegenen Frachtpreise und Lieferproblemen Änderungen in seinen Produktionsbereichen vornehmen werde. „Während ein Container aus Fernost vor der Pandemie 2.000 Dollar kostete, kann er jetzt 12 Tausend Dollar erreichen. Früher produzierten Unternehmen dort, wo es am billigsten war. Aber die Welt verändert sich, die Frachtpreise steigen, die Luftverschmutzung nimmt zu. Es wurde klar, dass die Produktion dieser Waren an einem Ort und der Versand in die ganze Welt nicht die richtige Strategie sein kann. Jetzt sehen die Unternehmen das... Es ist das Vernünftigste, großvolumige Produkte in der Nähe des Verkaufsortes zu produzieren, deshalb wollen wir die Produktion in der Türkei noch weiter steigern.“, so Kerim Nisel im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Reuters.
Die Türkei besitzt hohes Wachstumspotenzial und eine gut entwickelte industrielle Basis. Die Europäische Union (EU) ist der wichtigste Absatzmarkt für türkische Exporte. Im Doing Business Index der Weltbank hat sich die Türkei in den letzten Jahren stetig verbessert und ist 2020 auf Platz 33 geklettert. Aufgrund ihrer geografischen Lage nahe der Europäischen Union gewinnt die Türkei als Beschaffungsmarkt und Produktionsstandort für internationale Unternehmen immer mehr an Bedeutung. Eine junge und arbeitsmotivierte Bevölkerung gehören ebenso zu den Vorteilen, die die Türkei unter anderem zu bieten hat.