Der türkische Lebensmittelsektor ist einer der am schnellsten wachsenden Sektoren des Landes. Mehr als 60 Unternehmen aus der Lebensmittel- und Getränkebranche gehören zu den 500 umsatzstärksten Privatunternehmen in der Türkei. Die Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit der Landwirtschaft zeigt sich besonders deutlich bei Gemüse-, Obst- und Getreideprodukten. Zudem ist die türkische Lebensmittelindustrie mit einem Anteil von über 10 Prozent an den gesamten Exporten der Türkei einer der dynamischsten Sektoren des Landes. Der Absatzmarkt in Deutschland und Europa ist wiederum enorm. Vor diesem Hintergrund hat sich die TD-IHK entschlossen, einen Arbeitskreis speziell für diese Branche zu gründen, um Bedarfe und Anforderungen im bilateralen Handel zu kanalisieren.
Die Gründungssitzung des Arbeitskreises Lebensmittel der Türkisch-Deutsche Industrie- und Handelskammer (TD-IHK) fand am 30.03.2022 statt.
In dem von TD-IHK-Geschäftsführer Okan Özoğlu moderierten Online-Meeting, ergriff nach der Begrüßung und Eröffnungsrede der Koordinator der Plattform Türkischer Lebensmittelhändler in Europa, Volkan Aydın, das Wort.
Aydın wies auf die Notwendigkeit hin, sich im gemeinsamen Austausch darauf zu konzentrieren, wie Themen rund um Marketing, Markenbildung und Verkauf sowie Diversifizierung der Vertriebskanäle angegangen werden können. In diesem Zusammenhang betonte er, dass zwischen den Herstellern in der Türkei und den Großhändlern in Europa, die über ein wichtiges Netzwerk verfügen, ein Kommunikationskanal aufgebaut werden müsse. Allein in Europa sind rund 10.000 Märkte türkischstämmig geführt. Sie erwirtschaften jährlich rund 30 Milliarden Euro. Außerdem gibt es ca. 2.000 türkischstämmig geführte Großhändler und über 2.000 türkischstämmige Erzeuger, deren Zahlen weiter zunehmen. Hinzukommt der Döner-Sektor mit einem Jahresumsatz von rund 20 Milliarden Euro.
Der Geschäftsführer der Handelskammer von Izmir, Prof. Dr. Mustafa Tanyeri stellte fest, dass der Lebensmittel-Arbeitskreis in Bezug auf Zeitpunkt und Bedeutung eine gute Gelegenheit für alle sei. Auf die Bedeutung der Zusammenarbeit zwischen Ländern und NGOs bei der umweltfreundlichen und nachhaltigen Planung der landwirtschaftlichen Produktion und der Lebensmittelverarbeitungsindustrie hinweisend, betonte er auch die Bedeutung der Förderung der landwirtschaftlichen Produktion, um die Stabilität des Ertrags und der Nahrungsmittelversorgung in der Zukunft sicherzustellen.
Prof. Dr. Tanyeri erwähnte auch, dass so genannte Lebensmittelkooperative ihre Reichweiten gesteigert hätten. Darüber hinaus unterstrich er den Beitrag der Einwanderer aus der Türkei, die in Deutschland und Europa mit zunächst kleinen Unternehmen die Bedarfe der Gastarbeiter nach heimischen Lebensmitteln gedeckt und somit auch zum Bekanntwerden türkischer Produkte im Ausland beigetragen haben.
Halit Duran vom Investitionsbüro der Präsidentschaft der Republik Türkei betonte die Bedeutung der Wassernutzung in der Landwirtschaft und deren Auswirkungen auf den Export. Er erklärte, dass Regularien getroffen und Verbote erlassen wurden, um die Nutzung von überschüssigem Wasser zu verhindern und machte in diesem Zusammenhang auf das Investitionspotenzial für vor allem ausländische Unternehmen aufmerksam, die im Bereich umweltfreundliche Bewässerungssysteme tätig und erfahren sind.
Bei dem Arbeitskreis wurden Themen wie europäischer Green-Deal, ökologische Landwirtschaft, korrekte Bewässerung, Kennzeichnungs- und Verpackungsstandards, Wettbewerbsfähigkeit und Preisgestaltung, Markenbildung und Marketing, Qualität und Standardisierung besprochen und es wurde die These aufgestellt, dass sich die derzeitigen Exporte sehr schnell vervielfachen werden, wenn ein Kommunikationskanal zwischen den europäischen Händlern und türkischen Herstellern koordiniert werden kann. Bemühungen zur Verbesserung der Zusammenarbeit seien wichtig, um die bestehenden Exporte zu verbessern. Dieser Aufgabe möchte sich die TD-IHK mit ihrem Arbeitskreis widmen und ein wegweisendes Netzwerk bilden.
Die Sitzungen des Lebensmittel-Arbeitskreises werden so weit wie möglich alle zwei Monate fortgesetzt. Der Tagesordnungspunkt der nächsten Sitzung wird aus den zusammengetragenen Ideen und Vorschlägen der Gründungssitzung selektiert und entsprechend angekündigt.
Wir bedanken uns bei allen Teilnehmern und Diskutanten für ihr Interesse an der Veranstaltung.